Holbraten von Kalbfleisch.

Aus: Kunst und Wunderbüchlein (1631), Kapitel 02, S. 61

Originalrezept:

Thu es fein klein gehackt in ein Mörser / schlage ei= tel Eyertotter darein / vnnd ein wenig schön Mehl / würtz es ab im Mörser / Saltz / stoß vntereinander / be= halt das weiß von den Eyern / vnnd klopff es auffs halb / denn mach ein breitlechten Gensspieß / dick vn(d) rauch / vnd nims Fleisch auß dem Mörser / bestreiche den Spieß mit Eyerklar / vnd netz die Händ darinnen / kleib d(as) Fleisch vmb vnnd vmb den Spieß wol läng= lecht / in einer dicke gar eigentlich / trucks wol zu mit nassen händen / als lang der Brat ist / leg jhn zum Feuwer / wende jhn sittlich vom Feuwer / je länger je röscher kölen / treuffe jn mit speck / schmaltz oder But= tern. Du magst Speck oder gar Buttern darein füllen / so bräts herauß / feyer nicht deß wendens / so wird er rösch / schneid lange schnitt / strewe gestossenen Imber darein / stich mit einem Holtz darein / gilb ein Fleischbrüh / thu Buttern daran / vnd mach es heiß in einer Pfannen / begeuß den Bra= ten darmit / so bleibet er lind.

Anmerkung:

  • Als Hohlbraten wurde ein Spießbraten bezeichnet, dessen Höhlung oftmals auch gefüllt wurde. Im obigen Fall handelt es sich um einen Hackbraten am Spieß. Hohlbraten konnten auch aus eingeweichten, faschierten Trockenfrüchten wie Feigen gebildet werden, die dann als Scheingericht in der Fastenzeit serviert wurden.
  • „eitel Eyertotter“ = nur, nichts als Dotter (ohne Klar)
  • „dick vnd rauch“ = der Spieß soll dick und rauh sein (damit die Fleischmasse besser daran hält
  • „feyer nicht deß wendens“ = hör nicht auf mit dem Drehen des Spießes („feiern“ wurde damals auch im Sinne von „eine Tätigkeit unterbrechen“ verwendet)

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Holbraten von Kalbfleisch.", in: Kunst und Wunderbüchlein (1631), Kapitel 02, S. 61,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=holbraten-von-kalbfleisch (22.11.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.