Von Kappeskraut.

Aus: Kunst und Wunderbüchlein (1631), Kapitel 02, S. 79

Originalrezept:

Kalt Compostkraut bald wolschmeckent zuma= chen im Herbst / also rohe von Krauthäuptern. Nim einen reinen Hafen / vnnd spreiß höltzlin vnden darein einer Hand hoch / vnnd geuß guten roten Wein darein / biß an die höltzlin / nicht gar / so nim deß krauts wol gesäubert / spalts in vier theil biß an dörsen / das es doch gantz bleib / vnnd leg ein ander Bellin Krauts darein / das vornen auffhalt / stürtz das Haupt also auff die stürtzlin in Hafen / verstürtz vnd verkleib den gar eben / setze jhn auff ein Drey= fuß / mach ein zimlich Feuwer darunder / laß stehen als lang ein Kraut sonst pflegt zu sieden. Darnach [S. 80] thu es auff / laß es erkalten / nimb deß roten Weins im Hafen in ein Pfennlin / seud Kümmel / Schle= hen vnnd wachholdern darein / schütt es in das Haupt / theil es vmb vnnd vmb / laß zu fallen / zerspalt es gar / geuß Essig oder Senff daran / vnnd trags für. Etlich nemen auch die Kappes haupt so fein hart sind / schneide(n)s fein klein zinlecht / vnd thun Essig vnd Baumöl darüber / gibt ein guten Salat im winter zuessen.

Anmerkung:

  • „Compostkraut“ = eingemachtes Kraut, auch Sauerkraut; oder dafür geeignete Krautsorte.
  • „dörsen“ = Dors(ch)en, Dorsten; süddeutsche Bezeichnung für Strunk.
  • „Bellin Krauts“ = unverständlich, scheint nirgendwo sonst auf.
  • „verstürtz vnd verkleib den“ = deck den Hafen zu und verkleb den Deckel (die Stürze); dies wurde meist mit Teig oder Ton gemacht.
  • Schlehen: blaue, kleine Steinfrüchte eines weißblühenden und dornigen Strauches, der üppig trägt. Die Früchte wurden nach dem ersten Frost geerntet, weil sie dann weniger herb waren, und meist zu Marmeladen, Likören und Säften verarbeitet. Die Verwendung für ein Krautgericht mutet eher seltsam an.
  • „zinlecht“ , auch zindelich = fein gezahnt (vgl. Zinne)

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Von Kappeskraut.", in: Kunst und Wunderbüchlein (1631), Kapitel 02, S. 79,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=von-kappeskraut (22.11.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.