Originalrezept:
Edel Wermuht zwo Hand voll / Cardo= benedicten ein Handvoll. Tausendt guldenkraut ein Handv. Edel Leberkraut ein halbe Handv. Erdbeeren= kraut ein halbe handv. Ehrenpreiß ein halbe Handvoll. Cicory= wurtzel / ein Handvoll. Pimpinellen ein halb handv. Bethonica kraut ein halbe handv. Buretsch= blümlin ein halb Handvoll. Fenchel= Samen wenig Angelica ein wurtzel. Alant wenig / Aeniß wenig hirsch= zungenkraut wenig / Stern= Leberkraut / oder Wald= meister wenig / 60. oder mehr Nägelin / ein par zer= schnittene Imber= wurtzelen / ein Loth Zimmet / Pom= merantzen vnd Citronenschelfen gedörrt ein Handv. Alles klein geschnitten / in ein sauber Säcklin gethan / 8. oder 10. Maß guten alten Wein darüber gegossen / vnd zu Zeiten ein gut Glas voll darvon nüchtern ge= truncken / ist gesund fürs Grieß vnd andere Anligen.
Anmerkung:
Die Cardobenedicte ist eine distelartige Heilpflanze, die im Mittelalter in ganz Europa als Heilpflanze kultiviert wurde und dann allmählich wieder verwilderte. Es gibt zahlreiche Trivialnamen wie Benediktenwurz oder -distel, Bitter- oder Spinnendistel, Benedikten- oder Bernhardinerkraut etc.
Die C. enthält Bitterstoffe und das Öl hat antiseptische Eigenschaften, weshalb es früher gegen eitrige Hautgeschwüre eingesetzt wurde. Die Pflanze ist leicht giftig und führt bei Überdosierung zu Reizungen im Mundbereich und Magen- und Darmtrakt bis hin zu Krämpfen und Fieber.
Leberkraut ist neben Maikraut oder -blume einer der zahlreichen Trivialnamen für Waldmeister.
Der Ehrenpreis (Veronica) ist eine blauviolett blühende weit verbreitete Heilpflanze, die gegen Hautleiden und Husten verwendet wurde
Die Pimpernelle (auch Pimpinelle, Bibernelle etc.) ist eine Heilpflanze, die nicht mit der Garten-Pimpernelle verwechselt werden darf, ein Küchenkraut mit gurkenähnlichem Geschmack. Die Pimpernell-Wurzel wurde in der Volksmedizin gerne verwendet und stand sogar im Ruf, vorbeugend gegen die Pest zu wirken (siehe Rezept Nr. 956 im Kapitel „Eingemachte Sachen“).
Die Betonie (der Heilziest) gehört zu den vergessenen Heilpflanzen und galt von der Antike bis zum Mittelalter als ein Art Allheilmittel gegen alle möglichen Beschwerden. Sie wurde gerne in Kloster- und Apothekengärten oder rund um Kirchen angebaut. Als Färberpflanze ergibt sie ein sattes Gelb.
Die Angelicawurzel (der Engelwurz) gilt in vielen Kulturen als stärkendes und krampflösendes Heilmittel und wird in der Naturheilkunde immer noch vor allem bei Verdauungsbeschwerden und bei Husten verwendet.
Die Alantwurzel war schon bei den Griechen und Römern als Heilpflanze bekannt und wurde seit dem Mittelalter auch in Mitteleuropa bei Magen- und Darmbeschwerden, Gallen- und Nierenproblemen sowie bei Husten oft eingesetzt; sogar gegen Hexen sollte der Alant wirken. Die Wurzel wurde oft auch für Weinzubereitungen verwendet.
Das Hirschzungenkraut wurde bereits von Hildegard von Bingen als Tee oder Weinzubereitung gegen alle möglichen Beschwerden empfohlen. Es ist adstringierend, entzündungshemmend, schleimlösend und harntreibend.
Kategorisierung:
Getränke:Hauptzutaten: Anis, Benediktenkraut, Betonie, Borretschblüten, Ehrenpreis, Engelwurzen (Angelica), Erdbeerblätter, Fenchelsamen, Hirschzungenkraut, Ingwer, Nelken, Orangenschalen (getrocknet), Pimpernellen, Tausendguldenkraut, Waldmeister, Wein, Wermutblätter, Zichorienwurzel, Zimt, Zitronenschalen (getrocknet)
Transkription:
Andrea Sobieszek
Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Gut Wermuth= Recept.", in: Koch-Buch für Geistliche (1672), 0960,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=gut-wermuth-recept (22.11.2024).
Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.