Gemuess vō ein̄ chalb

Aus: M I 128 (15. Jhdt.), Nr. 47

Originalrezept:

WIldu daz pedencken ein guͤt gemuess
wil ich dir schencken Da vō nÿ̄ den
Swaÿs vn̄ tue in in einē wein vn̄ misches
vn̄ Seczes czwͤ einem fewer vn̄ lass hoch
auff sÿedn̄ habstu nicht czuckker So nÿm
hoenig vn̄ leczeltn̄ an die stat Wo dir der
czuckker ab gat vn̄ tue Smalcz dar ein So
v wirt daz gemuess vein vnd lungel dÿe
an dÿ stat gesotn̄ ist seÿ hack auch dar ein
So hastu daz gemuess gar Salcz uʾs uʾgiss nicht
oder ez wird gar enwicht vn̄ guͤtes gew=
uͤrcz muͤstu dar czwͤ han vn̄ schuͤt ez daran etc.

Übersetzung:

Kalbsmus*

Wenn es dich interessiert, werde ich dir ein gutes Musrezept verraten: Nimm Kalbsblut und vermische es mit Wein, gib es aufs Feuer und lass es bei starker Hitze kochen. Hast du keinen Zucker, dann nimm Honig und Lebkuchen anstatt – wenn dir der Zucker fehlt. Gib Schmalz dazu, dann wird das Mus fein. Dann gib fein gehackte Lunge, die gut gekocht ist, dazu. Dann ist das Mus fertig. Vergiss das Salz nicht, sonst wird es nicht gut, auch gutes Gewürze musst du dazu verwenden, streu es hinein etc.

* Mus wie üblich im Mittelalter als etwas klein Gehacktes zu verstehen.

Transkription:

Beatrix Koll

Zitierempfehlung:
Beatrix Koll (Transkription): "Gemuess vō ein̄ chalb", in: M I 128 (15. Jhdt.), Nr. 47,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=gemuess-vo-ein-chalb (22.11.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Marlene Ernst.