Vom lampreidn̄

Aus: M I 128 (15. Jhdt.), Nr. 51

Originalrezept:

LAmpreid ist ein guͤttʾ visch alz ich dich
peschaidn̄ wil Wildu ÿn [!] mit lāpreidn̄
pestan So sol du guͤttn̄ hoffwein** han dʾ mag
nicht sein czwe guͤtt Wan̄ von lampreidn̄ kūpt
ein frisches newes pluͤt In den wein solt du
lampreidn̄ legn̄ Dass sÿ dar inn kem umb
ir lebn̄ vn̄ nym ein haÿss wasser vn̄ stoss
sey dar ein daz sÿ lass iͤr sleÿm sein vn̄
dass daz wasser nicht wellig seÿ So pistdu
der haut freÿ wen̄ du seÿ vngehiuttet hast
So wasch seÿ an die stat so wiͤrt lampreid guͤt
vn̄ macht diͤr ein newes pluͤt Wan̄ sÿ nu
rain ist So leg seÿ fuͤr dich auff ein tisch vn̄
daz haupp sneÿd ir ab vn̄ den swancz vn̄ lass
daz ander also gancz vn̄ daz sneÿd dan̄ zwͤ
drein stuͤckchn̄ dar vn̄ seud sÿ in ein̄ wein
daz sÿ dar inn ertrunckhn̄ seÿ gar vn̄ daz
haupp vn̄ den swancz seud auch da mit Wen̄
er nu gesotn̄ ist so nÿm daz haup dē Swancz
vn̄ ein tail seines leibes vn̄ prat daz dan̄
schon̄ vn̄ mach daz es prawnn vn̄ in ein̄ morser
Stoss ez chlain mit ein ander vn̄ slach ess
mit sein selbers prue duͤrch ein S rains tuͤch
vn̄ dan̄ mit guͤttm̄ gewuͤrcz mach es ab daz
es den̄ lewttn̄ wol gehag etc.

Übersetzung:

Von der Lamprete*

Eine Lamprete ist ein guter Fisch, wie ich dir erklären werde. Willst du mit einer Lamprete bestehen, musst du guten Hefewein** verwenden. Der kann nicht gut genug sein, denn Lampreten erzeugen frisches, neues Blut. In diesen Wein sollst du die Lamprete lebend legen, so dass sie darin getötet wird. Nimm dann heißes Wasser und gib sie hinein, so dass sie ihren Schleim verliert. Das Wasser darf aber nicht kochen, dann löst sich die Haut. Wenn du sie gehäutet hast, wasch sie sofort, dann wird die Lamprete gut und macht dir frisches Blut. Wenn sie gereinigt ist, leg sie vor dich hin auf einen Tisch, schneide Kopf und Schwanz ab, den Rest lass vorerst ganz. Dann schneide ihn in drei Teile und koch diese in Wein, wobei sie ganz damit bedeckt sein müssen. Kopf und Schwanz koche ebenfalls mit. Wenn alles gar ist, dann nimm Kopf, Schwanz und ein Stück des Körpers und brate alles schön braun; zerkleinere alles in einem Mörser. Seihe alles mit der Kochflüssigkeit durch ein sauberes Tuch und schmecke es mit gutem Gewürz ab, so dass es den Leuten wohl bekomme.

* Lamprete: Neunauge, Fische mit aalartigem Körper.
** Hefewein: Nachwein, der aus der frischen Hefe, die beim Abstich der Weine anfällt, durch Vergärung mit Zuckerwasser erhalten wird. Früher oft als Haustrunk hergestellt.
*** ungehiuttet: ungehiutet = nicht mit einer haut überzogen (Lexer).

Transkription:

Beatrix Koll

Zitierempfehlung:
Beatrix Koll (Transkription): "Vom lampreidn̄", in: M I 128 (15. Jhdt.), Nr. 51,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=vom-lampreidn (22.11.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Marlene Ernst.