Gefüllt= Gebachene Citronen.

Aus: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 13, Nr. 142

Originalrezept:

NEhmet die Citronen und schneidets von einander / holet das Marck zusamt dem Weissen / an der äussersten gelben Schelffen / auf das fleissigste heraus / daß man sie umkehren könte / doch muß das Gelbe herauswarts bleiben; zudem wird eine gute Aufsicht hiezu erfordert / daß die Schelffen gantz bleiben / und nicht zerreissen: Wann nun solches geschehen / lassets im Röhrenwasser absieden / biß sie wohl weich sind; giesset dann besagtes Wasser herab / und legets wieder in ein frisches Röhrenwasser / last sie über Nacht darinnen ligen: ziehet zu zweyen Citronen ein achtel Pfund Mandeln ab / hacket sie klein / rühret das halbe Marck von einer Citronen / ingleichen auch Zimmet / Cardamomen oder Trisanet / und ein wenig gar klein= geriebenes Semmel= Mehl von einem Weck darunter / zuckerts / vermischt es wohl; macht diese Füll nicht gar zu lind / lasset selbige ebenfalls über Nacht stehen / füllets den andern Tag / wann man sie auftragen will / schön voll ein / und streichets fein glatt zu / bestreichets mit einem zerklopfften Weissen vom Ey / und ein wenig klar= geriebenes Semmel= Mehl: Machet unterdessen in einem Pfännlein ein Schmaltz heiß / das Pfännlein aber darff nicht gar groß seyn / sonder nur so / daß eine halbe Citronen recht darinnen ligen könne; man darff auch nicht gar zu viel Schmaltz nehmen / damit selbiges nicht über die Citronen schlage: wann nun das Schmaltz heiß ist / leget die Citronen mit einem breiten eisernen Löffel hinein / und bachets geschwind heraus: Oder man kan auch ein etwas weiteres Pfännlein nehmen / die Citronen auf dem Löffel in das heisse Schmaltz setzen / und also immerzu in dem Löffel halten / biß sie völlig gebachen sind; doch muß man sie oben mit einem andern Löffel übergiessen / und ja fleissig in acht nehmen / daß sie geschwind heraus gebachen werden: Legets / wann sie fertig sind / in eine Schüssel / lasset einen guten süssen Wein / samt ein wenig Saffran und Zucker in einem Häfelein aufsieden / und richtet ihn dann darüber; Oder man kan sie auch trocken und ohne Brühe geben / alsdann aber neben herum schön vergulden / in eine Schüssel legen / in der mitten der Schüssel eine schöne gantze geschraubte Citronen aufstellen / und mit einem schönen Strauß bestecken. *

* Wanns beliebt / kan man noch ein wenig mehr Marck von den Citronen / ingleichen auch die Schelffen davon (oder aber von Pomerantzen) klein= und würfflicht geschnitten / mit unter die Füll rühren / und eine jede solcher massen gefüllte Citronen aus frischem Schmaltz heraus bachen.

Anmerkung:

Ein sehr aufwändiges Schaugericht.

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Gefüllt= Gebachene Citronen.", in: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 13, Nr. 142,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=gefuellt-gebachene-citronen (25.11.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.


In folgendem Projekt erschlossen: TCS 37 (2017-2019)