Ausgezogener Strudelteig.

Originalrezept:

250 g trockenes Mehl gibt man auf das Nudelbrett, macht in der Mitte eine kleine Höhlung, schlägt ein Ei hinein, gibt etwas Salz, ein kleines Stückchen Butter und soviel kaltes Wasser dazu, bis der Teig etwas stärker ist als ein Hefenteig. Nun wird derselbe schlagend gedreht, bis er sich vom Brett und von der Hand ablöst. Dann streut man Mehl auf das Brett und schlägt den Teig nochmals tüchtig ab, formt 2 Laibchen daraus, deckt diese mit einem nassen Tuche zu und läßt sie 3/4  Stunde ruhen. Hierauf legt man ein Tuch über einen großen Tisch, bestreut es gut mit Mehl und zieht den Strudel aus. Man nimmt ein Laibchen, zieht es in der Hand etwas aus, legt es in die Mitte des Tisches und bestreicht es ganz dünn mit zerlassener Butter oder Fett und zieht den Strudel langsam nach allen Richtungen größer, indem man stets um den Tisch herumgeht, mit der flachen Hand unter den Teig greift und diesen langsam und vorsichtig nach außen zieht. Löcher darf er nicht bekommen. An Ende der großen Fläche bleibt ein dichter Rand, den man mit einem Messer abschneidet. Ist der Strudel ausgezogen, läßt man ihn eine Minute trocknen. Bevor man ihn füllt, muß die ganze Fläche gleichmäßig mit Butter beträufelt werden, und nach der Füllung schlägt man zuerst an drei Seiten die Enden herauf, beträufelt diese wieder mit Butter oder Fett und rollt den Strudel zusammen. Dies geschieht, indem man das Tischtuch an einer der vier Seiten hebt und so den Teig rollen läßt, wobei man achtgeben muß, daß die Fläche sich ihrer ganzen Länge nach schön gleichmäßig rollt, so daß der gefüllte Strudel zuletzt einer sehr großen Rolle gleicht. Man bestreicht ein Blech mit Butter, schneidet den Strudel nach dessen Länge in Stücken, hebt ihn darauf und bäckt ihn bei mäßiger Hitze 1 / 2  Stunde. Mit dem zweiten Laibchen verfährt man natürlich ebenso. Vor dem Backen streicht man den Strudel mit Butter und streut feingewiegte Mandeln darauf.

Ich habe mich überzeugt, daß der Strudelteig, mit kaltem Wasser angemacht, sich viel besser ziehen läßt als mit warmem.

Im vorstehenden ist bloß die Behandlung des Strudelteiges im allgemeinen beschrieben. Die verschiedenen Füllen sind aus den folgenden Nummern ersichtlich.

Transkription:

Julian Bernauer

Zitierempfehlung:
Julian Bernauer (Transkription): "Ausgezogener Strudelteig.", in: Österreichische Mehlspeisenküche (1914), 083,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=ausgezogener-strudelteig (22.11.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Julian Bernauer.


In folgendem Projekt erschlossen: ATCZ kulinarisch (2022)