Originalrezept:
WIldu machn̄ dreissigk oder vir=
czigk aÿr czw ainē So nymb czwo saw (!)
Sawplatrʾn ain klaine vnd ain grossew
vnd nÿm dan die klainē die swaib ÿnē
mit wasβ schon vnd klop dÿ aÿr vnd
schaid den totʾ pesundʾ vnd daz weis
pesundʾ vnd geus den den (!) klopfften
tuttʾ in die klaine platʾ vnd neͣ si zw
wā si vol seÿ wordm̄ (!) vnd wirff
seÿ in einē hafen vnd laz den tuttʾ
also sidn̄ pis er hert wʾd vnd nÿ̄
den di grosse plattʾ vnd swaib die
auch gar schon vnd sneyd obn̄ ein
loch hin ein als groß als dʾ tutʾ seij vnd
den schewb dan hin ein abʾ die platʾ
sneÿd vnd laz am ersten schon von dem
[321r] tuttʾ vnd naͤ dan die grossen platʾ schon
zw nur daz ein trachtir mog gestekn̄
vnd klopp dan daz weis durch einandʾ
vnd geuss durch den trachtʾ hin ein auf
den gesotn̄ tuttʾ pis di selb platʾ von dē
weÿssen vol werd vnd naͤ si dan gar
czw vnd wirff auf ein fleisch od (!) in ein
hafen vnd laz siedn̄ So wirt es dan ain
aÿ vnd gib es dan hin vnd ein essig darzw
Übersetzung:
Riesen-EiWillst du aus dreißig oder vierzig Eiern ein einziges machen, dann nimm zwei Schweinsblasen, eine kleine und eine große. Spüle die kleine mit Wasser sauber aus. Versprudle die Eier, wobei du Dotter und Eiklar trennst; dann gib die versprudelten Dotter in die kleine Schweinsblase und nähe sie zu, wenn sie voll ist. Dann gib sie in einen Topf und lass den Dotter kochen, bis er hart wird. Dann nimm die große Schweinsblase, spüle auch diese innen gründlich aus und schneide oben ein Loch in der Größe des "Riesendotters" aus. Schieb diesen hinein, aber zuvor schneide die Schweinsblase auf und löse sie vom Dotter. Nähe dann die große Schweinsblase zu bis auf eine Öffnung, durch die ein Trichter noch hineinpasst. Verschlage dann das Eiweiß und gieß es durch den Trichter zum gekochten Dotter hinein, bis die große Schweinsblase voll ist. Nähe sie ganz zu, gib sie zu einem Braten oder in einen Topf und lass sie kochen. Dann wird daraus ein Ei. Serviere es mit Essig.
Transkription:
Beatrix Koll
Zitierempfehlung:
Beatrix Koll (Transkription): "Dreÿssigk aÿr zw ainem", in: M I 128 (15. Jhdt.), Nr. 13,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=drey%cc%88ssigk-ay%cc%88r-zw-ainem (22.11.2024).
Datenbankeintrag erstellt von Marlene Ernst.