Ein Frantzösischer= Dorten / von gezogenen Teig.

Aus: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 16, Nr. 063

Herkunftsbezeichnung(en): Französische Krapfen Französisch

Originalrezept:

MAn nehme das schönste und beste Semmel= Mehl / und mache mit warmen Wasser / und einem guten Theil zerlassenes Schmaltzes einen Teig an / arbeite aber denselben über alle massen wohl / daß er sich vom Tisch schählet und blättert ; schneidet ihn hernach zu kleinen Stücklein / und walchert Blätlein daraus ; diese lassen sich voneinander ziehen / so dinn als man will / ja als ein Mahen= Blätlein : stürtzet dann eine höltzerne Schüssel über einen Hafen um / schmirets mit Schmaltz / ziehet den Teig darüber / so dinn als es seyn kan / und leget so viel Blätlein aufeinander / daß sie Fingers dick ligen / bestreuet aber ein jedes Blätlein zuvor mit zerlassenen schweinenen Schmaltz : Hierauf leget man die Schüssel auf den Tisch / und schneidet nach selbiger mit einem heissen Messer fein rund herum den Teig ab / man muß ihn aber zu erst ein wenig überwalchern / daß er schön gleich / und nicht an einem Ort dicker ist / als an den andern / und die Schüssel wieder darauf stürtzen / abschneiden / zimlich grosse Spitzen oder Schnaupen herum schneiden / auf ein mit Butter geschmirtes Papier legen / und im Pasteten= Ofen bachen / so heben sich die Blätlein hoch auf / und gehen von einander : Wann man gerne will / macht man eine Füll darein / dabey aber zu mercken / daß wann der Teig ziehet / solches in einer gar warmen Stuben geschehen müsse : ehe er aber verarbeitet wird / muß er eine weile zuvor in der Kält ligen / auch an einem kalten Ort folgends ausgewalchert werden. Will man Pastetlein daraus machen / so muß man den Teig / wenn er von der Schüssel abgenommen wird / übereinander verwickeln / daß es ein langer Stritzel werde / etwan eines kleinen Arms dick / davon kan man dann Stücklein schneiden / so groß die Pastetlein seyn sollen / und an der Kälte lassen vest werden / und hernach aufsetzen ; man muß aber alsdann nimmer den Teig in den Händen arbeiten / sondern stracks aufsetzen : Wolte man aber Frantzösische Krapffen daraus machen / pflegt man ein Stücklein eines Fingers dick herab zu schneiden / nach der Breiten zu einen Platz aus zu walchern / und darein zu füllen / was man will / alsdann übereinander zu schlagen / wie ein überschlagenes Pastetlein / auch schön zierlich Schuppen= weiß aus zu schneiden / zu bachen / und mit kühlen Schmaltz zu bestreichen.

Transkription:

Sepp Meister, Steffi Schinagl

Zitierempfehlung:
Sepp Meister, Steffi Schinagl (Transkription): "Ein Frantzösischer= Dorten / von gezogenen Teig.", in: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 16, Nr. 063,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=ein-frantzoesischer-dorten-von-gezogenen-teig (22.11.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Lukas Fallwickl.


In folgendem Projekt erschlossen: TCS 37 (2017-2019)