Ein gefüllter Kohl / auf andere Art.

Aus: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 10, Nr. 160

Originalrezept:

WAschet schöne grosse Blätter von dem Welschen Kohl / so nicht gar zu grün sind ; alsdann brühet oder siedet sie nur ein wenig im Wasser / oder aber einer Fleischbrüh ab / so wird er besser und wohlgeschmacker ; indessen nehmet den Niern von einem Kalbs = Braten / welcher man sonst zu weilen übrig hat / und hacket solchen / zusamt dem daran hangenden fett / und etwas von dem Braten selbst / so es beliebt / klein / thut solches in einem Napff / röstet die eine Helfft von einem geriebenen weissen Brod ein wenig in Schmaltz oder Butter / und rühret solches / samt der andern Helfft / also ungeröstet unter das gehackte / thut auch gute Gewürtz dazu / als Pfeffer / Cardamomen und Muscatblüh oder Muscatnuß : Alsdann schlaget ein oder zwey Eyer daran / ist die Füll zu dick / kan man eine kalte Fleischbrüh / oder auch ein wenig Mlich / daran giessen / hernach die obgedachte gebrühte Kohlblätter auf einem Deller ausbreiten / und von dieser Füll zusamt ein wenig Butter / so viel beliebig / darauf legen ; formirets länglicht / und überwälcherts oder überwickelts mit den Kohlblätlein / und wann ihr solche alle fertig habt / so schmiret eine Schüssel mit Butter / und leget diesen zusamm = gerollten Kohl darein ; dann giesset eine siedende Fleischbrüh dazu / streuet auch überal gute Gewürtz darauf / thut Butter daran / deckets mit einer Schüssel zu / und lassets also wohl auf einer Kohlen mit einander aufsieden / sehet aber bißweilen dazu / und wendet selbige um / damit sie überal recht aussieden : Wann man aber dieses Kohls viel macht / kan man ihn auch wohl in einem stollichten hafen absieden / und dann erst in eine Schüssel richten ; ehe er aber angerichtet wird / muß man allezeit noch ein wenig Butter zuletzt mit aufsieden lassen. *

* Von eben dieser Niern = Füll / kan mauch der vorher = beschriebene Herzleins = Kohl gefüllt / und das / was man von den Herzlein oder Dörschlein heraus schneidet / ebenfalls wie bey den vorigen gebrauchet werden.

Transkription:

Maximilian Schmidauer

Zitierempfehlung:
Maximilian Schmidauer (Transkription): "Ein gefüllter Kohl / auf andere Art.", in: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 10, Nr. 160,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=ein-gefuellter-kohl-auf-andere-art (22.11.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Maximilian Schmidauer.


In folgendem Projekt erschlossen: TCS 37 (2017-2019)