[Ein kalte Suppen von ein Kappaunen.]

Aus: Ein new Kochbuch (1581), Kapitel 03, Teil 20, Nr. 13

Originalrezept:

Nim(m) ein gebraten Kappaunen / der kalt ist / glid jhn ab / vnnd nim(m) Schnitten von einem Weck / legs vnten auff die Schüssel / auff den Boden / besträw es mit Driet / leg de(n) Kappaunen / den du hast abglid / auff die schnitten / vnd widerumb andere Schnitten oben darüber / geuß darüber Wein / oder Maluasier / Muscateller / Reinfall / Schernickal oder Pinehl / schneidt oder stoß Muscatennüß darvnter / vnd wenn du es besträuwet hast mit dem Driet / vnd wenn du es wilt aufftragen auff ein Tisch / so wirff darüber allerley Confect / es sey klein oder groß / so ist es zierlich vnd gut. Vnd die Speise heißt man ein kalte Suppen.

Anmerkung:

  • Obwohl die Speise als „Kalte Suppen“ bezeichnet wird, handelt es sich um eine Schüsselpastete (Poupeton), bei der man abwechselnd Schichten von Fleisch, Brotschnitten und Gewürz (z.B. Trisenet) in eine Schüssel schichtete und das Ganze mit Wein oder Brühe tränkte (im obigen Rezept vermutlich reichlich).
  • Während Malvasier, Muscateller und Reinfall damals höchst beliebte süße Weißweine waren, die in vielen Kochbüchern der frühen Neuzeit erwähnt werden, sind die beiden anderen weniger bekannt:
    Bei „Pinehl“ dürfte es sich um die italienische Weißweinsorte Pinella (Pinello) handeln, die ursprünglich aus dem Grenzgebiet zu Slowenien stammt und bereits Anfang des 14. Jh. erwähnt wird.
    Der Begriff „Schernickal“ gibt allerdings Rätsel auf. Im DWB und in Kräuterbüchern findet man die Bezeichnung Schernickel / Schernäckel / Sernical sowohl für Johanniskraut (lat. Hypericum) als auch für Bruchkraut (lat. Sanicula), doch dies ergibt keinen Sinn. Wahrscheinlich hat Rumpolt aufgrund einer ähnlichen Weinbezeichnung die Vokale vertauscht und meinte den „Scharnickel“, wobei er diesen Wein vielleicht selbst nur vom Hörensagen kannte. Dieser Begriff taucht nämlich in zeitgenössischen Werken ab und zu auf, in immer wieder ähnlichen Aufzählungen von lieblichen Weißweinen. So heißt es in einem gereimten Hymnus in epischer Länge auf eine Württembergische Fürstenhochzeit von 1578:
    „So bracht man doch den Fürstn und Herrn / Vil Wälsche Wein auß Landen fern / die ich jetz will erzelen dir / Als Muscatell vnd Malvasir. / Den edlen Reinfall, auch Pinoel / Eckwein, Rosatzer, Scharnickel / so sieß vnd sanfft ….“
    In einer frühen deutschen Übersetzung (1590) der Ritterroman-Parodie „Gargantua“ von Rabelais wird in einer seitenlangen Aufzählung von Weinen ebenfalls der Scharnickel genannt. Es wäre interessant herauszufinden, ob es diese Weinsorte auch heute noch gibt, vielleicht unter anderer Bezeichnung.

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "[Ein kalte Suppen von ein Kappaunen.]", in: Ein new Kochbuch (1581), Kapitel 03, Teil 20, Nr. 13,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=ein-kalte-suppen-von-ein-kappaunen (18.10.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.


In folgendem Projekt erschlossen: TCS 37 (2017-2019)