Französische Fleisch=Suppen.

Aus: Koch-Buch für Geistliche (1672), 0012.

Originalrezept:

Werden auf underschiedliche Manier zugerichtet / und weilen man ordinarie auff ein Hof=Taffel / oder Herren=Tisch / zwo oder mehr aufzustellen pflegt / so muß man dieselbige zu varieren und abzuwechslen wissen / wie hernach folgt.

Erstlich siedet man mit dem gemeinem Rindfleisch / auch ander Fleisch oder Geflügel / auß welcher Brühe man die Französische Suppen macht / als etwan ein oder mehr stuck Kalb=Schaaf oder Gizlein=Fleisch / von den vorderen Vugen oder Vierteln: oder von den hindern Ouallen und Knorren / oder ein gefüllte / oder ungefüllte Brust. Oder ein Indianische Hennen / Cappaunen / ein / oder zwey Hüner / etlich gefüllte oder ungefüllte junge Hanen oder Fasanen / etlich Hasel= oder Feld=Hüner / Tauben Kramets=Vögel / zc. mit Zusaz eines ganzen und Creuzweiß geschnittenen ziehligen Zwibels oder etlich Stengel Lauch samt den Zwibeln / Peterlin=Wurzel samt dem Kraut / etlich Negelin und wenig Muscat=Blust.

Fürs ander siedet man absonderlich in blossem Wasser / Viertel oder Stuckweiß zerschnitten Kabis / oder Köhl / oder Blumen=Köhl / Calaraby / oder sonst gemeine Ruben / Artifiven / Zucker=Würzelin / gescheit Römisch Lattich stengel / oder grosse Mangolt=Stihl / grosser Lauch / Schiff=Erbsen / mit oder ohne Hülsen / Pastenach / Petersil=Wurzel / Spargen / junge Hopffen / oder Artischokherz / Grubling / Pfifferling / grün oder dürre Morchen / oder groblecht geschnitten Saurampffer / Spinat / junger Mangolt / Lattich / zc. doch alles ohne Salz / und laßt jede Gattung / die man brauchen will / recht kochen / mit kalt Wasser abkühlen / und wol außtropffen.

Wann man dann underschiedliche Französische Suppen anmacht / so nimt man zu einer von obig gesottenem Kalb=Schaaf oder Gizlein=Fleisch / was und so viel man will / legts in ein Kachel oder besonder Geschirz : thut vom gesottenen Kabis / Köhl / Blumenköhl / Calaraby / Ruben / Pastenach / was man will; und von der besten Suppenbrühe / und so es nöthig etwas wenig frisch Butter / Salz / Pfeffer/ zc. darzu / und laßts bis mans anricht / sittlich mit einander vollendts kochen. Underdessen thut man in grosse Platten gebähets / oder sonst zart geschnitten Brodt / begießts mit dieser Brühe und deckts zu / hernach legt man das Kalb oder Schaaf=Fleisch / samt dem Kabis / Köhl / zc. darauff / theilts ordentlich in der Platten herumb / gießt die beste Brühe biß auff den Ranff oder Port darüber / und belegts mit gesottenem oder gebachenem Hirn / Lungen oder sonst Fleisch=Kräpflin oder knöpflin / daß selbige auch in der Brühe ligen. Num. 17

Mehr andere unterschiedliche Französische Suppen zu machen / thut man in Kacheln oder absonderliche Geschirz / von oben gemeltem mit dem Rind= Fleisch gekochten Geflügel / entweders ein Indianische Hennen oder ein Cappaunen; oder ein oder zwey Hüner / junge Hanen / Hasel= oder Feld=Hüner / Tauben oder Kramets Vögel zc. Item gesottene Artifiven / Zucker=Wurzeln / grossen Lauch / Lattich stengel oder Mangolt stihl / oder ein Schiff=Erbsen / oder Spargen / Hopfen / Peterlin=Wurzel / Herz von Artischocken / oder Saurampffer / Spinat / Lattich zc. was man hat / mit Zusaz guter Fleischbrühe oder auch frisch Butter / Salz wenig Imber / Pfeffer / Muscablüst / zc. laßts vollendts sittllch kochen / richts an auff geweichete Brodt=Schnitten / und umblege es mit gebachenen Knöpflin / frischen / oder gedörzten gesottenen Bratwürst=Schniz / zerschnitten Hüner Mäglen / Leberlin / Crönlin / zc. Num. 17. 20.

Man kan auch kurz vor dem anrichten etlich gesottene Eyertotter in Französische Suppenbrühe rühren / und wann in derselben keine andere Kräuter als Peterlin=Kraut oder Wurzel sind / so kann man auch Citronen / Pommeranzen oder Lemonien=Schnitz / oder Capres / oder unzeitige Trauben / oder Krauselbeer darmit kochen lassen. Oder man thut auch Grübling=Schnitz / Pfifferling und Morchen darein / und richts an wie vorgemelt.

Transkription:

Aaron Höllermann

Zitierempfehlung:
Aaron Höllermann (Transkription): "Französische Fleisch=Suppen.", in: Koch-Buch für Geistliche (1672), 0012.,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=franzoesische-fleischsuppen (22.11.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Aaron Höllermann.