[Geißwürst auch für Krancke]

Aus: Ein new Kochbuch (1581), Kapitel 01, Teil 07, Nr. 28
Diätetische Verwendung:

Originalrezept:

 

Schneidt das Fleisch von der hindern Keul herab / hacks vnter ein frischen Speck / der nicht garstig ist / nim(m) vo(n) einem Kälbern Nieren dz Feißt darvnter / vnd machs ab mit Pfeffer / vnnd nim(m) Eyer darzu / darnach du viel Würst wilt machen / schaw vnnd versaltz es nicht / schlags darnach vber ein Geiß Netz / so wirstu gute Würst haben. Wenn du es aber mußt kochen für einen Krancken / so nim(m) Feißt von dem Kalbsnieren desto mehr / vnd kein Gewürtz / sondern nur Saltz / du magst auch grüne Kräuter davnter nemmen oder nicht / darnach du sihest / daß ein Mensch starck oder schwach ist / den((n) es isset nicht ein jeder schwacher Mensch gern von grünen Kräutern. Nim(m) die Därm von der Geiß / vnnd schleim sie auß / füll sie / so werden sie gut / vnnd wenn du sie füllen wilt / so füll es durch ein Trechter.

Vnd wenn die Därm feißt seyn / kanstu sie sauber machen / wie man pflegt Ochsendärm rein zu machen / vnnd wenn sie sauber gemacht seyn mit den Sültzen / so setz sie zu in einem Wasser / vnnd laß halb eynsieden / thu sie herauß in ein laulichts Wasser / reib die mit Saltz / so treibstu den Gast aus der Herberg / saltz die Füll darzu / so säubern sich die Därm fein auß / daß das Fett darinnen bleibt / Darnach setz es wider in einem reinen Wasser zu / laß es widerumb an die statt sieden / vnnd wenn sie gesotten seyn / so leg sie in ein kaltes Wasser / vnnd wenn du sie wider kochen solt / so schneidt sie / wie du sie haben wilt / vnd wenn du sie geschnitten hast / so setz sie wider auff / vnd laß ein starcken Sudt auffthun / wasch es auß einem frischen Wasser / vnd wen(n) du es hast außgewaschen / so nim(m) ein gute Rindtfleischbrüh / vnd laß es darinnen sieden mit Pettersilgen Wurtzel / vnnd gib es in der lautern Brüh einem krancken Menschen. Also kan man die Kuttelfleck gelb oder weiß / saur oder nicht / zubereiten. Vnnd es ist wol ein schlechte Speiß darumb / wenn mans aber recht zuricht / so ist es nicht zu verachten. Du kanst auch die Därme füllen mit Eyern vnd süsser Milch / wie du ein Milchkopff pflegest zu machen / vnd wenn du es gefüllt hast / so quell es in einem Wasser / koch es darnach mit den andern Sültzen / es sey weiß oder gelb / seind sie auff beyde manier gut / sonderlich wenn du fleiß ankehrest.

Transkription:

Margit Gull

Zitierempfehlung:
Margit Gull (Transkription): "[Geißwürst auch für Krancke]", in: Ein new Kochbuch (1581), Kapitel 01, Teil 07, Nr. 28,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=geisswuerst-auch-fuer-krancke (21.11.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Margit Gull.


In folgendem Projekt erschlossen: TCS 37 (2017-2019)