Gemein Magen= Pulver oder Triet / so

Aus: Koch-Buch für Geistliche (1672), 0967
Diätetische Verwendung: ,

Originalrezept:

man auch auff kalt gebraten Geflügel zu strewen pflegt wird von gestossenem Zimmet / Imber / Pfeffer vnd Muscatnuß gemacht / vnd mit einem guten Theil Zu= cker vermischt; der Zimmet soll dem übrigen Gewürtz übertreffen.

Anmerkung:

Das oder der Triet (gesprochen Tri-et) ist ursprünglich ein appetitanregendes und verdauungsförderndes Arzneipulver aus gestoßenem Zucker und exotischen scharf-süßen Gewürzen, das auf gebähte Semmelschnitten gestreut und Patienten mit Magenschwäche verordnet wurde. Oft wurde das Weißbrot zusätzlich in Wein eingeweicht, was die Beliebtheit dieser Medizin vermutlich erheblich steigerte. (s. Nr. 0966, 0968)

Im Laufe der Zeit wurde aus der Medizin ein beliebtes Würzmittel für die festliche Tafel: in barocken Kochbüchern wird dieser Gewürzzucker auch als Trisenet / Trisanet bezeichnet und üppig über Süß- wie auch Fleischspeisen gestreut, vor allem über Wild und Geflügel.

Letztendlich wurde eine Nachspeise für die festliche Tafel daraus: im süddeutschen Raum versteht man unter einem Triet Weißbrot- oder Zwiebackschnitten, mit gewürztem Glühwein übergossen – auch als „besoffener Kapuziner“ bekannt. In der Südsteiermark bildet ein Triet heute noch manchmal den Abschluss eines Hochzeitsessens.

Kategorisierung:

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Hauptzutaten: , , , ,

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Gemein Magen= Pulver oder Triet / so", in: Koch-Buch für Geistliche (1672), 0967,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=gemein-magen-pulver-oder-triet-so (21.11.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.