Pastetlein mit Krafft= Zeug / oder süsser Brüh.

Aus: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 04, Nr. 052

Originalrezept:

NEhmet ein viertel Pfund Butter / lassts zergehen / rührt drey gantze Eyer / acht Loth durchgesiebten Zucker / und schönes Mehl darein / so viel dazu vonnöthen; wirckt daraus einen Teig zusammen / und wälchert ihn aus / formiret ihn rund / hertz= weiß oder viereckicht / nach gefallen; setzt sie auf / oder schlagt sie über / wie ihr wollet / und macht dann diese Füll darein: Nehmet gröblicht abgestossene Mandeln / würfflicht= geschnittenen Citronat / Citronen und eingemachte Pomerantzen= Schelffen / wie auch Zimmet / Zucker / Muscatblüh und Cardamomen / mischt alles wohl durch einander / und feuchtets mit einem süssen Wein an / füllts dann in die Pastetlein / belegt sie oben mit Citronat / oder besteckts mit ausgeschlagenen Citronen= und Pomerantzen= Bögen / macht artliche Deckelein darauf / bezwickt und bestreicht sie dann mit einem gantz zerklopfften Ey / und lasts geschwind abbachen. *

* Wann man will / kan man es auch mit Johannes= Beerlein / Prinelln / oder Quitten füllen / und zu unterst die oben= beschriebene süsse Füll / das andere aber darauf legen; doch müssen die Johannes= Beere also frisch darein gelegt / die Prinelln aber zuvor im Wein / und die Quitten im Zucker und Wein etwas weich gesotten werden. Sollte es ausser der Zeit seyn / daß man solche nicht frisch haben könnte / kan man sie eingemacht nehmen / und oben darauf vom Teig ein Krönlein setzen / damit sie denen Pastetlein desto ähnlicher sehen.

Anmerkung:

  • „Krafft-“ steht für Marzipan bzw. Mandeln. Kraftbrot ist ein alter Ausdruck für Marzipan, dessen Ursprung und Etymologie umstritten ist; es ist jedenfalls seit dem Mittelalter in Europa nachweisbar. Ursprünglich wurde Marzipan als kräftigende Arznei aus Mandeln, Zucker und Rosenwasser in der Apotheke hergestellt; dieses medizinische Konfekt wandelte sich jedoch immer mehr zum Naschwerk für Bankette des Adels. Zucker und Mandeln waren bis ins 18. Jahrhundert teure und prestigeträchtige Produkte und scheinen in barocken Kochbüchern an vorderster Stelle der Zutaten auf.
  • Was mit „ausgeschlagenen Citronen= und Pomerantzen= Bögen“ gemeint sein könnte, ist unklar.

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Pastetlein mit Krafft= Zeug / oder süsser Brüh.", in: Vollständiges Nürnbergisches Kochbuch (1691), Teil 04, Nr. 052,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=pastetlein-mit-krafft-zeug-oder-suesser-brueh (22.11.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.


In folgendem Projekt erschlossen: TCS 37 (2017-2019)