Thee.

Aus: Die süddeutsche Küche (1858), S.287/1

Originalrezept:

Der schwarze Thee ist beliebter als der grüne, da er nicht so stark, und nicht so sehr der Verfälschung ausgesetzt ist. Man rechnet für die Person 1 Kaffeelöffel voll, den man nach Geschmack schwächer oder stärker messen kann. Wenn man den Thee in die Kanne gegeben hat, schüttet man das Wasser recht siedend ans, und nachdem es 5 Minuten mit dem Thee gestanden hat, füllt man diesen gleich in die Schalen. Für die zweite Schale gibt man von neuem etwas Thee dazu und heißes Wasser darauf, weshalb man den Kessel zum Wasserkochen auf dem Neben‐ oder Theetische hat. Werden mehr Schalen als zwei getrunken, so wird wieder frischer Thee in die Kanne gegeben, und ebenso aufgegossen. Zucker, Rum und geschäumtes Obers nimmt sich Jedes nach Geschmack dazu.
Zu gewöhnlichen kleinen Thee’s gibt man süße oder Sardellenbutter, oder beiderlei auf einem Geschirre, mit Schnitten von mürbem Brot, Salzstängeln oder Erdäpfeln (geschält zwischen einer Serviette), aufgeschnittenen Schinken, oder anderes kaltes Fleisch von Kalb, Geflügel oder Wild, und Zwieback oder sonstiges Theegebäck, von mürbem, Brösel‐ oder Germteig ohne Eingesottenem. Das Backwerk wird meistens auf einer Tasse (Tablett) zusammengelegt, auf die man ausgeschnittenes Papier oder eine Serviette gegeben hat, nur gesalzenes Gebäck und Hausbrot legt man nicht zum süßen.
Zu großen Thee’s bei Gesellschaften wird mehrerlei Gebäck von verschiedenen Teigen gegeben, dann Butterschnitten, und nebst Schinken anderes kaltes Fleisch, oder Wildpret‐Kuchen, so wie weich gekochte Eier, die in den eigenen Siedern bei Tische gekocht werden.
Nach dem Thee kann man alle Gattungen kaltes Fleisch oder kalte Fische mit Aspic oder kalten Saucen, so wie Trüffel‐ oder andere kalte Pasteten geben. An Fasttagen Eierspeisen, geräucherten Lachs statt Schinken u. dgl. Nach den Fleischspeisen wird auch Compote, Gesulztes oder Gefrornes, und feines Backwerk servirt.
Bei Thee, nach welchem man auch Wein vorsetzt, kann auch jeder warme Braten von Kalb, Geflügel oder Wild, so wie warme oder kalte Pasteten und dgl. aufgetischt werden; bei Braten auch süßer oder saurer Salat.

Transkription:

Julian Bernauer

Zitierempfehlung:
Julian Bernauer (Transkription): "Thee.", in: Die süddeutsche Küche (1858), S.287/1,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=thee (22.11.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Julian Bernauer.


In folgendem Projekt erschlossen: ATCZ kulinarisch (2022)