Originalrezept:
In jüngſter Zeit pflegt man in anſehnlicheren Geſellſchaften nachmittags anſtatt Kaffee oder Chokolade einen Thee aufzutragen. Obgleich die Bereitung des ſelben einfach iſt, ſo geſchieht doch manchesmal, daß durch Verſehen dieſes Getränk verdorben wird und anſtatt eines angenehmen – einen herben und widerwärtigen Geſchmack annimmt; deßhalb will ich hier angeben, wie dieſes Getränk gehörig bereitet werden ſoll. Vor Allem wolle man beim Kaufen des Thees darauf achten, daß derſelbe unverdorben, beſonders daß er nicht dumpfig iſt. Die beſte Gattung iſt der ſogenannte Kaiſerthee; andere, weniger gute zwei Gattungen ſind: Der Perl- und Pekkothee.
Ein halbes Loth Kaiſerthee langt auf zwei Seidel ſieden des Waſſer. Den Thee gibt man in die dazu bereitete Kochmaſchine, begießt ihn mit einem Löffel ſiedenden Waſſers und deckt ihn zu; in einer Weile gießt man darauf das übrige ſiedende Waſſer, deckt ihn gehörig zu und läßt ihn an einem warmen Orte abbrühen – wohlgemerkt abbrühen und nicht kochen; hernach wird er abgeſeiht und den Gäſten ſo wie der Kaffee in Schalen aufgetragen. Zum Thee gibt man auf die Tafel Schmetten in Kannen, dann einen guten Rum und Zucker, damit ſich ein jeder nach Belieben bedienen könne. Auch werden hierzu mürbe Prezeln, Kipfeln, Zwieback oder kleine Ingberſtritzeln aufgetiſcht.
Transkription:
Julian Bernauer
Zitierempfehlung:
Julian Bernauer (Transkription): "Thee (Čaj)", in: Die Hausköchin (1867), 21-45,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=thee-caj (22.11.2024).
Datenbankeintrag erstellt von Julian Bernauer.
In folgendem Projekt erschlossen: ATCZ kulinarisch (2022)