Von Senff.

Aus: Kunst und Wunderbüchlein (1631), Kapitel 02, S. 77
Diätetische Verwendung: ,

Originalrezept:

Senff erwärmet den Magen vnd Lebern / ringert den Miltzen / bringt Durst vnd Vnkeuschheit.
Senff ist trucken vnd heiß am vierdten Grad / darnach bedarff er gar wol temperatur / dann hilfft dem blöden Magen / schadet guten Augen / zu viel gessen.

Anmerkung:

„ringert den Miltzen“ = „verringert“ (schwächt) die Milz.

„trucken vnd heiß am vierdten Grad“ = Medikamente, aber auch Lebensmittel wurden gemäß der Humoralpathologie (Säftelehre) in vier Intensitätsstufen eingeteilt, der vierte Grad galt als ätzend, scharf, brennend. Diese Lehre geht auf die griechischen Ärzte Hippokrates (ca. 400 v.Chr.), Dioskurides (1.Jh.) und Galen (2.Jh.) zurück, wonach Krankheiten auf ein Ungleichgewicht der vier Körpersäfte Blut, Schleim, schwarze und gelbe Galle und der entsprechenden Temperamente zurückgehen. Diese Säfte zeichnen sich durch vier Beschaffenheiten aus: warm, kalt, trocken, feucht. Durch gegensteuernde Arzneien und auch Speisen kann die Balance der Körpersäfte und somit die Gesundheit wiederhergestellt werden. Auf diesem System beruhte die abendländische Heilkunst eineinhalb Jahrtausende lang, bis ins 17. Jh. hinein, mit einem Höhepunkt im Mittelalter.

„hilfft dem blöden Magen“ = stärkt den schwachen Magen, kurbelt die Verdauung an.

Kategorisierung:

:

Hauptzutaten:

Transkription:

Andrea Sobieszek

Zitierempfehlung:
Andrea Sobieszek (Transkription): "Von Senff.", in: Kunst und Wunderbüchlein (1631), Kapitel 02, S. 77,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=von-senff (21.11.2024).

Datenbankeintrag erstellt von Andrea Sobieszek.