Originalrezept:
Alles Geſchirr überhaupt muß rein gewaſchen und abgetrocknet werden.
1. Das irdene Geſchirr wird in einem Schaffel mit Sand und heißem Waſſer ſowohl von innen als von außen rein gerieben, im reinen heißen Waſſer abgeſpühlt, und wenn es ein wenig abgeſeiht iſt, rein abgewiſcht, dann aufgehoben; doch muß man, wenn man es wieder gebrauchen will, nachſehen, ob nicht eine Fliege, Spinne oder Staub ſich darin befindet; denn man kann nie genug behutſam ſein, und es iſt nothwendig, daß man immer das Geſchirr, ehe man es gebraucht, mit einem reinen trockenen Lappen abwiſcht.
2. Blech muß ebenfalls rein gerieben, abgeſpühlt, abgewiſcht und noch abgetrocknet werden, ehe man es aufhebt; bevor man es gebraucht, muß man genau nachſehen, ob ſich kein Roſt angeſetzt hat, ſonſt müßte es früher gewaſchen werden.
3. Eiſen wird eben ſo wie Blech behandelt.
4. Kupfer muß entweder mit Aſche oder rothem Lehm gerieben und ſo lange gewaſchen werden, bis es recht blank ausſieht; am beſten iſt, wenn man es, nachdem es rein abgeſpühlt worden iſt, an der Sonne trocknen kann; inwendig, wo es verzinnt iſt, wäſcht man es mit einer Lauge und reibt es recht mit Zinnkraut, dann ſpühlt man es im kalten Waſſer rein ab und läßt es trocknen. Jeder Tropfen, der ſich noch irgendwo anſetzt, muß abgetrocknet werden, ſonſt ſetzt ſich ein Grünſpan an, welcher der Geſundheit ſehr nachtheilig iſt; auf alle Fälle muß daher jedes Kupfergeſchirr, welches lange nicht gebraucht wurde, vor dem Gebrauche nochmals überwaſchen werden.
5. Das Zinn wäſcht man mit reiner Lauge. Man gibt eine gut ausgebrannte Holzaſche in ſiedendes Waſſer, läßt es aufkochen, und wirft darein einige Eierſchalen, ſo klärt es ſich geſchwinder. Mit dieſer geklärten Lauge und Zinnkraut (welches im Sommer geſammelt und getrocknet werden muß) wäſcht man das Zinn recht blank und ſpühlt es im kalten Waſſer ab; rinnt ſodann das Waſſer ganz herab, ſo iſt es genug rein; bleiben aber noch trübe Tropfen daran hängen, ſo iſt es nicht genug rein, und man muß es noch weiter waſchen. Im Sommer läßt man das Zinn an der Sonne, im Winter beim warmen Ofen trocknen.
6. Meſſing putzt man am beſten mit feingeſtoßenem Trippel, welchen man entweder mit Eſſig oder Branntwein anfeuchtet.
7. Silber wäſcht man mit Salz und Branntwein; iſt es ſehr ſchwarz oder grün, wenn es wo in der Feuchte gelegen iſt, ſo läßt man Seife, Branntwein und ein wenig Waſſer recht aufkochen, legt das ſchwarze Silber darein und läßt es kochen, hernach wäſcht man es recht mit Kochſalz ſo lange, bis es ganz von Flecken rein iſt, und ſpühlt es zuerſt im warmen, dann im kalten Waſſer ab.
8. Gold wird bloß mit Branntwein und Seife gewaſchen, im reinen Waſſer abgeſpühlt und getrocknet. Da die Reinlichkeit die erſte und nothwendigſte Sache bei der Kochkunſt iſt, ſo wäre zu wünſchen, daß ein jedes Mädchen, ſobald es kochen lernt, dieſe Tugend ſich aneigne und angewöhne; denn ohne die ſtrengſte Reinlichkeit und Ordnungsliebe wird ſie nie eine gute Köchin und ordentliche Hausfrau werden; daher muß ſie ſowohl ſich ſelbſt daran gewöhnen, als auch ihre Dienſtboten gleich anfangs darin belehren und ſtrenge dazu verhalten; denn durch Unreinlichkeit und Unordnung verderben viele Sachen, und fügen der Geſundheit und der Haushaltung Schaden zu.
Anmerkung:
Die Kieselsäurekristalle, die im Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense) enthalten sind, eignen sich sehr gut als Scheuermittel für allfällige Metallkochutensilien, insbesondere zum polieren von Zinn, weshalb auch der Gebrauchsname Zinnkraut im Volksmund verwendet wurde.
Das auch als Tripel bezeichnete Kieselgur ist eine weißliche pulverförmige Substanz die aus den Schalen fossiler Kieselalgen besteht. Kieselgur wird heute in vielen verschiedenen Anwendungen gebraucht unter anderem wird es in der Bierbrauerei als mineralisches Klärmittel eingesetzt, aber findet auch heute noch als Schleif und Poliermittel Verwendung.
Kategorisierung:
Allgemeines:Hauptzutaten: Asche, Branntwein, Eierschale, Holzasche, Lauge, Salz, Schachtelhalm, Silber, Wasser, Wasser (heiß), Wasser (kalt), Wasser (kochend)
Transkription:
Julian Bernauer
Zitierempfehlung:
Julian Bernauer (Transkription): "Wie das Geſchirr gebraucht und rein erhalten werden ſoll.", in: Die Hausköchin (1867), 24-01,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=wie-das-geschirr-gebraucht-und-rein-erhalten-werden-soll (22.11.2024).
Datenbankeintrag erstellt von Julian Bernauer.
In folgendem Projekt erschlossen: ATCZ kulinarisch (2022)