Originalrezept:
Man nimme Agres / ehe sie gar zeitig werden / und noch zimlich grün seyn / thue in dieselbe ein kleines Schnittlein / und die Kernlein alle heraus / thue sie in ein kaltes Wasser / wasche dieselbe aus / nimm ein kupffernes Häfelein / thue die Beer darein / und gieß ein kaltes Wasser daran / daß über die Beerlein ausgehet / decks mit einem Deckel zu / welches von Kupffer ist / setze solche auf ein Feuer / und laß ein kleines Südlein thun / laß alsdann in dem Kessel zugedeckter stehen / sie werden gantz weiß / hat aber kein Bedencken / sie werden dannoch schön grün / den anderen Tag nimm sie wiederum / und setze sie aufs Feuer / laß wohl heiß werden / aber doch nicht sieden / du must dreymal also wärmen / darnach so schütte die Beerlein heraus auf ein Sieb / und lasse das Wasser wohl darvon seihen / und schweib es mit einem Wasser ab / wanns wohl abgesiehen / nimm alsdann den Zucker in ein meßinge Pfannen nach deinem Geduncken / daß er über die Beerlein ausgehet / und läutere ihn / mit frischem Brunnen = Wasser / ist der Zucker schön / so darffst keine Eyer nehmen / ist er aber nicht schön / so must denselben mit einem Ey läutern / auf ein halb Pfund Zucker / gehört ein halb Mäßlein Wasser zum läutern / alsdann schütte die abgesiehene Beerlein wieder in den Kessel / und gieß den Zucker daran / und laß in demselben auch sieden / biß sie schön liecht = grün werden / die bey dem Sud seyn / must mit dem Zucker = Löffel hindan thun / daß alle zum Sud kommen / dann bey dem Sud werden sie alleweil grüner / alsdann fang die Beerlein aus dem Zucker in ein sauberes Tieglein / und laß ein wenig überkühlen / deßgleichen auch den Zucker / thue alsdann die Beerlein in ein Glas / und schütte den Zucker wohl warm darüber / und lass offen stehen dieselbe Nacht / den andern Tag thue den Zucker abseihen von den Beerlein / und lege wiederum ein wenig frischen Zucker darzu / sied denselben / und fäum ihn schön ab / und wann er gesotten ist / gieß ihn wiederum in ein Tiegel / und laß ihn gantz kalt werden / darnach so gieß ihn über die Beerlein ab / über etlich Tag / mach es wiederum also / biß der Zucker die rechte Dicke hat / aber das andere mal darff das Glas nicht mehr offen stehen ; sondern man leget ein Scheiblein von Holtz / oder Glas darauf hinein / beschwerts mit einem Steinlein / und alsdann wohl verbunden / und muß man oben ein Löchlein in das Papier machen / an ein kaltes Ort setzen / biß der Zucker völlig abgesotten ist / also seyn sie recht und schön.
Anmerkung:
Als Agres Beeren wurden Stachelbeeren oder unreife Weintrauben bezeichnet.
Transkription:
Wolfram Kracker
Zitierempfehlung:
Wolfram Kracker (Transkription): "Wie man die Agres=Beer einmachen soll.", in: Neues Saltzburgisches Kochbuch (1718/19), Buch II-2 Kap. 4 Nr. 062,
online unter: https://www.historische-esskultur.at/rezeptforschung/?rdb_rezepte=wie-man-die-agresbeer-einmachen-soll (22.11.2024).
Datenbankeintrag erstellt von Wolfram Kracker.
In folgendem Projekt erschlossen: TCS 37 (2017-2019)